Pressemitteilungen
15. September 2015, Zwingenberg und Halle (Saale)

Gesundheitsökonomische Betrachtungen ernährungsabhängiger Krankheiten

Universität Halle-Wittenberg und BRAIN AG veröffentlichen gemeinsame Studie zum Einsparpotential im Gesundheitssystem

In der strategischen Allianz NatLifE 2020 werden neue, biologisch aktive Naturstoffe für verbesserte Rezepturen für Nahrungsmittel-Unternehmen erforscht und entwickelt. Die so entwickelten neuen Produkte werden bei gleichem Geschmack in ihrem Salz-, Zucker- und/oder Fettgehalt reduziert sein. Damit sollen sie einen deutlich erkennbaren Beitrag zur Verbesserung von Ernährung, Gesundheit und dem Wohlbefinden der Menschen leisten. Die Forscher der BRAIN und der Universität Halle-Wittenberg stellten sich zu Projektbeginn die Frage, ob neben der Verbesserung der Nahrungsmittelrezepturen auch die Gesundheitskosten der Bundesrepublik Deutschland reduziert werden könnten, wenn die Ernährung der Bürger hinsichtlich der “Risikofaktoren” Zucker, Salz und Fett näher an den offiziellen Verzehrsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) lägen.

Basierend auf repräsentativen Krankheitskosten und Verzehrsdaten errechnete das Forscherteam die anteiligen Kosten eines unausge-wogenen Verzehrs von Zucker, Salz und gesättigten Fetten – drei Substanzgruppen, deren Verzehr in Deutschland oft deutlich über den offiziellen Verzehrsempfehlungen liegen. Auf Ebene der untersuchten Erkrankungen wurde zwischen 22 verschiedenen Krankheitsbildern unterschieden, wobei die größten Kosten im Gesundheitssystem durch kardiovaskuläre Erkrankungen (7,7 Mrd. Euro), Karies (3,6 Mrd. Euro), Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Übergewicht (2,1 Mrd. Euro) sowie diverse Krebserkrankungen (1,1 Mrd. Euro) verursacht wurden. Insgesamt haben sich die Kosten für das Gesundheitssystem, die durch Fehlernährung resultieren, auf insgesamt 16,8 Mrd. Euro summiert.

„Die direkten Kosten ernährungsmitbedingter Krankheiten, aufgrund des Überverzehrs von Salz, Zucker und Fett sind substantiell. Ein deutliches Einsparpotential liegt jedoch auch in den bisher weniger beachteten Folgeerkrankungen und Folgekosten von Übergewicht und Diabetes – diese reichen von der gewichtsbedingten Arthrose bis zu Schlafstörungen, Alzheimer und chronischem Nierenversagen“, so Studienautor Dr. Toni Meier von der Universität Halle-Wittenberg. Vor dem Hintergrund einer zunehmend älter, jedoch nicht gesünder werdenden Bevölkerung und damit einhergehenden steigenden Gesundheitsausgaben können die Ergebnisse als Richtschnur dienen, in welchen Bereichen sich prophylaktische Maßnahmen am effektivsten lohnen.

Die für die Forschung an den Naturstoffen zur Verbesserung von Nahrungsmittelrezepturen verantwortliche Wissenschaftlerin der BRAIN und Co-Autorin der Publikation, Frau Dr. Katja Riedel, stellt fest: „Die Resultate haben uns in ihrer Höhe doch sehr überrascht. Dabei haben wir hier aktuell lediglich die direkten Behandlungskosten berücksichtigt. Indirekte Kosten, bedingt durch Arbeitsausfall, Kurbehandlungen und Invalidität, kommen zu den direkten Kosten sogar noch hinzu“.

„Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen uns darin, dass wir mit dem Forschungsansatz der NatLifE 2020 genau auf dem richtigen Weg sind. Wenn es uns gelänge, etwa ein Drittel der Zucker-, Fett- oder der Salzmenge in den Nahrungsmittelrezepturen mit neuen Naturstoffen zu ersetzen, könnten wir das Gesundheitssystem allein in Deutschland jährlich bereits um einen Betrag von 5 bis 6 Milliarden Euro entlasten. Würden die Rezepturen auch in anderen EU-Ländern und den USA eingesetzt, wäre das Einsparpotential sicher noch erheblich höher”, resümiert Co-Autor Dr. Martin Langer, Executive Vice President Corporate Development der BRAIN.

Die Untersuchungsergebnisse des interdisziplinären Forscherteams wurden am 09. September in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht – kostenloser Download unter:

plos one

Die erfolgreiche Zusammenarbeit der BRAIN AG und der Universität Halle-Wittenberg im Rahmen der NatLifE 2020, die zu den nun publi-zierten Ergebnissen geführt hat, wird aktuell bereits fortgesetzt. Langfristiges Ziel ist die Quantifizierung der gesundheitsökonomischen Belastung durch eine unausgewogene Ernährung in den Jahren 2010 bis 2013 und auf dieser Grundlage verschiedene Reduktionsszenarien zu erstellen.



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